50 Jahre Tischtennis - Teil 2

Tischtennis

Heiko Loeppke: „Halb drei nachts in de Tornhall“ 

Eigentlich war es ein ganz normaler Freitagabend „in de Tornhall“, ungefähr im Jahr 1993. Heimspiel der 1. Mannschaft gegen einen dankbaren Verlierer. Dankbar, weil sie die Ehre hatten, in dieser denkwürdigen und sagenumwobenen Spielstätte anwesend sein zu dürfen. Dankbar, weil sie von Fröschel (Reinhold Führer) bereitgestelltes, frisch gezapftes „Pungschter“ ihre von Jammerschreien geplagten Kehlen herabrinnen lassen konnten. Und auch dankbar, weil sie die einmalige Atmosphäre dieser Halle erleben durften, in der auch schon Timo Boll, damals noch „en klaane Hüpper“, gegen uns Schweiß lassen musste. Er wäre übrigens nie die Nummer eins der Welt geworden, hätte er nicht bei uns diese wertvollen Erfahrungen der mentalen Entspannung bei „Grönemeyer-Musik“ und „Rindswibbel aus’m Dibbe“ gemacht – soviel steht fest!

Nachdem unser Sieger-Team das Bad in der Menge ausgiebig genossen hatte und dem ein oder anderen gegnerischen Spieler wieder Lebensmut geben konnte, nahm die After-Show-Party zunächst ihren gewohnten und allseits beliebten Lauf: Spieler, Fans und Gegner standen gut gelaunt beisammen an dieser legendären Bar, an der man einfach hängen bleiben musste: Zwiebelkuchen und Federweißer, Bierchen vom Fass und tolle Musik – kaum einer vermochte sich diesem Bann zu entziehen. Federweißer und Zwiebelkuchen verfehlten auch dieses mal ihre hochexplosive Wirkung nicht und zu später Stunde hoffte man beim Tischtennisball-Kicken in der Halle, dass kein Raucher mit brennender Kippe zur Tür hereinkam.

Die ausgelassene Stimmung trug dazu bei, dass einige Unermüdliche auf die Idee kamen, doch eine Platte wieder aus der Gerätegarage herauszuholen und noch eine Runde zu Keppern, äh - Kleppern. Da wurden teilweise sportlich beachtenswerte und spektakuläre Leistungen geboten - besser, als beim eigentlichen Punktspiel zuvor. Mit einer Begebenheit allerdings, die sich in jener Nacht zugetragen hatte, konnte wirklich niemand rechnen.

Bis auf wenige, hartgesottene Überlebende des Bar-Gelages hatten alle Tischtennisbegeisterten die Halle nach und nach verlassen. Doch Stille war deswegen noch lange nicht eingekehrt. Grönemeyer zum gefühlt zehnten Mal komplett durchgehört und mindestens so oft erfolgreich am Zapfhahn vorbeigekommen, war wie aus dem Nichts eine Idee geboren, die es so noch nie im Sport gegeben hatte: „Warum de Sport vum Dusche trenne? Mer koann aach naggisch um die Platt rumrenne!“.

Und als ob der Architekt der Halle diese nur auf jenen denkwürdigen Tag hin geplant hatte, passte alles perfekt! Es war tatsächlich noch genug Platz, um tropfnass aus der Dusche kommend, in der einen Hand ein Bierchen und in der anderen den Schläger, „e Speelsche“ zu machen! Hier erfuhr der Begriff Breitensport seine ureigenste Bedeutung. Unbeschreibliche Szenen spielten sich ab, aber wie lange das noch so ging in dieser Nacht, weiß von den Beteiligten keiner mehr so genau…

Ein unfassbares und unvergessliches Erlebnis, das auch in der Zukunft seinesgleichen vergeblich suchen wird!

Und in den Köpfen – Bilder, Bilder, Bilder!

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