Drachenfest 2016 – eine Nachlese von Christian Harms

Christian Harms ist Drachenbauer und war Chef-Organisator vom diesjährigen Büttelborner Drachenfest, das am Wochenende auf der Drachenwiese hinter dem Birkenhof stattfand. Rund 1.500 Besucher konnten gezählt werden.

Vorne weg schon mal ein ganz großes Dankeschön an die vielen freiwilligen Helfer, die beim Auf- und Abbau geholfen haben, der OGV, der uns Zelte und Bierzeltgarnituren zur Verfügung gestellt hat, die Montagsmaler, die Teams, die sich um das leibliche Wohl (Grillstand, Getränke, Kaffee & Kuchen) gekümmert haben, die Mädels, die im Drachenbauzelt starke Nerven bewiesen haben, die Landwirte, die Kerweborsch, die am Samstag den Parkplatz betreut haben, das Rote Kreuz, welches zum Glück "nur" einen kleinen Einsatz hatte, unsere Drachenfreunde, die den Himmel zwei Tage lang bunt gestaltet haben, an den Vereinsvorstand, das Quartett der Nachtwache, unsere Mitstreitern im Drachenfestkomitee UND NATÜRLICH unseren Sponsoren:

ÜWG, Kreissparkasse Groß-Gerau, Allwetterladen Groß-Gerau und das Gästehaus Jockel.

Und dann ist da noch einer, der nicht genannt werden will, aber letztendich das Drachenfest erst möglich gemacht hat. Denn irgendwo muss es schließlich ja auch stattfinden.

Und jetzt viel Spaß beim Lesen von Christians langer aber kurzweiliger Nachlese.

„Zwei schöne, aber auch anstrengende Tage sind zu Ende. Das 2. TV Büttelborn Drachenfest bzw. 1. Internationale Büttelborner Drachenfest ist Geschichte. Am Samstagvormittag waren erstmal alle Helfer gefordert. Regen hatte über Nacht den Platz rund um die Scheune matschig gemacht. Also mussten Schaufel und Besen her, um die Gass zu kehren, bevor wir dann die Zelte stellen konnten.

Parallel zum Aufbau trafen unsere Drachenfliegergäste ein. Es ist doch immer wieder schön, alte Freunde zu treffen. Schnell standen die ersten Drachen am Himmel – unter anderem Findus und Petterson, zwei aufblasbare 12 und 15 Meter lange stablose Figurendrachen vom Team Bergadler.

„Alle Kinder konnten mit einer Beute das Drachenfeld verlassen.“

Leider war das Wetter etwas regnerisch, so dass wir am Samstag nicht so viele Besucher hatten. Trotzdem hatten wir am Nachmittag viel Spaß und konnten dem Publikum einiges bieten: Chris Kolz aus Hamburg hatte seinen großen Kugelfisch mitgebracht. Die Kinder durften aufs Drachenfeld kommen und in den Fisch reingehen. Sie hatten sichtlich Spaß. Anschließend ließen wir eine Bonbonfähre die Drachenschnur hoch. Sie löste an einer Sperre aus und ließ einen Bonbonregen auf die Kinder herabfallen. Alle Kinder konnten mit einer Beute das Drachenfeld verlassen.

Ein Höhepunkt für mich war der Rokkakudrachenkampf. Zehn Kämpfer hatten sich mit ihren Drachen vor den Zelten eingefunden. Unter viel Gejohle, körperlichen Einsatz und einer großen Tüte Spaß versuchten die Drachenflieger die gegnerischen Drachen zu Boden zu drängen. Eindeutiger Sieger dabei war Jo Maurer vom Team Kites-On-Fire, der alle drei Drachenkampf-Durchgänge gewann.

Um 16:30 Uhr beendeten wir das Kinderdrachenbauen und riefen alle Kinder mit Ihren Drachen auf die Wiese. Dirk Ortwein, Ralf Sensfelder und HP Jockel hatten die Ehre den schönsten Drachen zu prämieren. Es war wieder ein ganz besonderes Bild, die stolzen Kinder mit Ihren bunten Drachen und einem Lächeln im Gesicht zu sehen. Dafür hat sich der ganze Aufwand mit der Vorbereitung der Drachenbausätze gelohnt.

„Das Nachtfliegen war der Höhepunkt des Tages, wenn nicht sogar des ganzen Festivals“

Dann kam der große Regenguß. Der Himmel öffnete seine Schleusen und setzte die Drachenwiese unter Wasser. Drachenfliegen war nicht mehr möglich. Das Nachtdrachenfliegen war in Gefahr. Aber das Nachtflugteam Kites-On-Fire blieb cool. Ja, es war immer noch nass. Aber der Regen hatte wieder aufgehört. Also bereiteten sie alles auf der Wiese vor. Und es war nicht umsonst. Der Regen kam nicht wieder, dafür aber mehr und mehr Zuschauer, die sich unbedingt die Show ansehen wollten. 

Das Nachtfliegen war der Höhepunkt des Tages, wenn nicht sogar des ganzen Festivals. Eingerahmt von einem großen Fackelkreis wurden die unterschiedlichsten Drachen mit Musik untermalt steigen gelassen. Illuminiert wurden sie mit Feuerwerk, dass teilweise in den Drachen, in der Drachenschnur befestigt war oder am Boden stand und die Drachen von unten beschoss. Immer wieder wurden neue Drachen an den Himmel gezogen, Vierleiner-Lenkdrachen, Leichtwind-Deltas, Kastendrachen, Herzen, zwei Dinosaurierdrachen. Mit der Unterstützung von anderen Drachenfliegern wurde das Publikum in den Bann gezogen.

Nach 40 Minuten war die spektakuläre Show vorbei. Das Feedback von den Zuschauern in meine Richtung war durchweg positiv und auch wir Drachenflieger hatten alle unseren Spaß. Großen Dank an das Team Kites-On-Fire, dass sie den langen Anreiseweg aus dem Süden auf sich genommen haben und uns dieses perfekt choreografierte Nachtprogramm mitgebracht haben.

Der Platz leerte sich jetzt schnell. Zum Schluss blieben nur noch Role, Manni, Stefan (Barthel) und ich übrig…Nachtwache war angesagt. Jetzt bin ich auch in die Regeln des „Roten Hischs“ eingeweiht. Bis 3 Uhr haben wir gezockt. Ein wirklich netter, kurzweiliger Abend/Nacht.

Frage der Redaktion: „Christian, sicher, dass es der „Rote Hirsch“ war? Oder eher der „Rote König“?“

Christian: „Mmmmmmmmh, da waren mehrere Biere im Spiel. Es kann auch „Roter König“ gewesen sein“

Der Sonntag bescherte uns dann super schönes Sonnenwetter und eine mäßige bis frische Brise. Schnell waren wieder viele Drachen am Himmel. Das Team Bergadler holte nun auch noch auch noch Käpt’n Blaubär und Hein Blöd sowie Lucky Luke aus ihrer Drachentasche. Mainzelmännchen flogen am Himmel. Ralf Maserski packte seine modifizierbaren Kastendrachen aus. Mehrere bunte Kugelfische und ein rundes pinkes Schwein tanzten am Boden. Bunte Fahnen und Windspiele flatterten im Wind. Es war sofort klar…das wird ein grandioser Drachentag. Alle Drachenflieger waren aktiv.

"Am meisten hat mir wohl das ehrliche Dankeschön von unserem Ehrenpräsi Helmut gut getan"

Was aber noch schöner war: Ganz Büttelborn war auf den Beinen und kam zu uns an die Drachenwiese. Sehr schnell haben wir uns entschieden, den Kinderdrachenbau schon um 11:30 Uhr zu starten, da die Kinder schon ungeduldig wurden. Was keiner gedacht hätte: Schon um 14:30 Uhr war der letzte Kinderdrachenbausatz verkauft. Die Kinder haben tatsächlich 230 Drachen gebaut.

Auch heute ließen wir die Kinder wieder in Chris Kolz’s Kugelfisch. Der Andrang war überwältigend. Ein Kindergewusel im Fisch. Danach war die Bonbonfähre wieder im Einsatz. Im Anschluß gab es wieder einen Drachenkampf. Wir hatten heute nur fünf Teilnehmer. Diesmal blieb der Sieg in den TV-Reihen. Petra Harms setzte sich in zwei von drei Durchgängen durch.

Heiner und Tim traten Vieleiner-Lenkdrachen-Duo auf. Mit ihren Revolution-Drachen zeigten sie uns ihre nach Musik geflogene Kür. Sehr präzise flogen sie Kreise, Loopings und Ecken am Himmel, durchkreuzten ihre Flugbahn, drehten ihre Drachen umeinander.

Klaus fliegt zwar nur Zweileinerdrachen. Dafür lenkt er mit jeder Hand jeweils einen Lenkdrachen separat. Auch er hatte sich für seine zwei Drachen eine eigene Kür ausgedacht. Drachenschwänze an den Lenkdrachen untermauerten die runden Bewegungen der Drachen. Eine beachtliche Koordinationsleistung und ein wunderschönes Bild am Himmel.

Um 15:30 prämierten dann nochmal den schönsten Kinderdrachen. Diesmal bestand die Jury aus drei jungen Damen: Eleane, Lea und Selina. Leider waren viele Kinder schon mit ihren Drachen heimgegangen. Denn der Wind drehte auf, Regenwolken bauten sich in unserem Rücken auf. Das deutliche Zeichen, dass das Drachenfest zu Ende geht. Das große Aufräumen hatte begonnen. Gut, dass wir im Verein ein eingespieltes Helferteam haben. So ging der Abbau relativ zügig. Ich konnte mich auf darauf konzentrieren, mein Drachengeraffel ins Trockene zu bringen.

Fazit: Vor dem Drachenfest waren Petra und ich beide der gleichen Meinung: Das wird das letzte Drachenfest. Der Arbeitsstress und der Stress mit den Festivalvorbereitungen waren einfach zu viel. Aber die zwei Festival-Tage haben uns doch sehr viel zurückgegeben. Selbst den fetten Regenguß am Samstagnachmittag muss man als besondere Erfahrung werten. Der Sonntag war einfach grandios. Wir hatten so viel zu tun. Wir konnten gar nicht alles umsetzen, was wir geplant hatten. Alle Drachenleute waren begeistert. Viele wollen bei einer Wiederholung wieder mit dabei sein. Und auch aus den Reihen des TVB gab es viel Lob und Schulterklopfen. Am meisten hat mir wohl das ehrliche Dankeschön von unserem Ehrenpräsi Helmut gut getan… er weiß vielleicht warum.

Ich weiß immer noch nicht, ob ich das Ganze nochmal machen möchte. Es war schon eine Menge Stress. Wenn wir es nochmal machen, müssen wir in der Organisation einiges ändern. Ich will mich nur noch um den Drachenpart kümmern möchten. Den Rest muss eine oder mehrere andere Personen federführend übernehmen. Aber jetzt lassen wir das Ganze mal sacken. Und in drei Jahren haben wir bestimmt wieder richtig viel Bock. Oder Hirsch. Oder König.“